Das Mönchengladbacher Erzählcafé e.V.
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Ein Bericht von Tanja Kulig über die Jubiläumsveranstaltung vom 13.06.2007 in der Hochschule Niederrhein Sigrid Verleysdonk-Simons, die Vorsitzende des Mönchengladbacher Erzählcafés, eröffnete die Jubiläumsveranstaltung Prof. Dr. Engelbert Kerkhoff, Leiter des Forschungsschwerpunktes "Kompetenz im Alter zwischen Routine und Neubeginn" und Initiator des Erzählcafes Linda Godry (Gesang) begleitet von Heinz Reichel (Klavier) Heinz Flesser (Flügel) Johannes Kempkes (Keyboard) Rudi Schreur, Mundart-Dichter und Autor Dr. wolfgang Löhr, ehem. Leiter des Stadtarchives Die Gäste erlebten eine interessante und kurzweilige Jubiläumsfeier ... ... und auch das Team des Mönchengladbacher Erzählcafés war sichtlich zufrieden mit einer gelungenen Veranstaltung. |
10 Jahre Mönchengladbacher Erzählcafé
Bewahren und Neues wagen
Zehn Jahre Mönchengladbacher Erzählcafé - das sind 100 Einladungen in verschiedene Altenzentren der Stadt Mönchengladbach,
das sind 100 verschiedene Themen, die zum Austausch anregten, das sind ungezählte Gäste, die - wenn nicht während des
Erzählcafés selbst, dann sicherlich im Nachhinein - mit Bekannten, Freunden oder Angehörigen ins Gespräch kamen.
"Erinnerungsräume entstehen, die Zeiten wieder lebendig werden lassen, die uns etwas bedeutet haben, die uns verändert
haben, die uns betroffen gemacht haben", erklärt Vereinsvorsitzende Sigrid Verleysdonk-Simons eine wichtige Wirkung ihrer
Arbeit im Erzählcafé und resümiert: "In zehn Jahren sind wir routinierter und mutiger geworden, ist ein stetig wachsendes
Netzwerk entstanden, in dessen Rahmen wir vertrauensvoll und verlässlich mit vielen Partnern zusammenarbeiten."
Zurück zu Routine und Neubeginn
Bei ihnen - den Altenzentren, Erzählern, Förderern und langjährigen Gästen - bedankte sich das Erzählcafé-Team nun mit
einer Jubiläumsfeier. Das facettenreiche Programm spiegelte die wichtigsten Themen der zehnjährigen Vereinsgeschichte
wieder und animierte dabei ein weiteres Mal zum regen Austausch. Dass die Macher hierfür nicht in ein Mönchengladbacher
Altenzentrum, sondern den "Senatssaal" der Hochschule Niederrhein einluden, lag mitnichten am Altersdurchschnitt des
Hochschulpersonals. Vielmehr gingen die Verantwortlichen damit an die Geburtsstätte des Vereins zurück, deren Impulsgeber
Professor Dr. Engelbert Kerkhoff hieß. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit am Fachbereich Sozialwesen und als Leiter des
angegliederten Forschungsschwerpunkts gab er vor zehn Jahren den Studentinnen Sigrid Simons und Elke Schreur den Auftrag,
das damals noch innovative Konzept des Erzählcafés in Mönchengladbach umzusetzen. Begeistert von der Idee gründeten sie mit
weiteren fünf Mitgliedern den Verein, dem Sigrid Verleysdonk-Simons heute vorsitzt.
In seinem Festvortrag beleuchtete Professor Dr. Engelbert Kerkhoff verschiedene Aspekte des Erzählcafé-Konzeptes unter
Berücksichtigung seiner Entwicklung im Laufe der Zeit. Bis heute geltende Erzählmotive wie Selbständigkeit und
Eigenverantwortung thematisierte er ebenso wie die wichtige Erkenntnis, dass Entwicklungsprozesse eines Menschen im Alter
nicht aufhören, sondern sich vielmehr bis zum Lebensende fortsetzen. Nicht umsonst trage auch der Forschungsschwerpunkt
den Namen "Kompetenz im Alter zwischen Routine und Neubeginn".
Erfolgsrezept Musik
Eine wunderbare Methode, Menschen für ein gemeinsames Thema zu begeistern und zum Austausch anzuregen ist Musik.
Sie gehört seit der ersten Stunde zu den Erfolgsrezepten des Mönchengladbacher Erzählcafés. Mehrfach spielte Musik
die erste Geige als eigenes Thema. Dann hießen die Akteure meist Linda Godry (Gesang) und Heinz Reichel (Klavier),
die mit Wiener Schwung, Broadway Swing oder alten Filmschlagern Begeisterung bei ihren Zuhörern oder Mitsängern auslösten.
Ansonsten waren musikalische Beiträge am Klavier mindestens in einer Nebenrolle präsent: beim Eintreffen der Gäste, zur
Begleitung der Kaffee- und Kuchenpause oder als eigener Programmpunkt, um ein Thema zu unterstreichen. Dann waren es
unter anderem Johannes Kempkes und Heinz Flesser, die mit ihrem Spiel unterschiedlichste Reaktionen im Publikum
hervorriefen - vom entspannten Zurücklehnen mit geschlossenen Augen bis zum begeisterten Schunkeln und Klatschen.
Keine Frage, dass die Musiker auch der Jubiläumsfeier mit unterschiedlichen musikalischen Beiträgen eine besondere
Note verliehen.
Mundart, Brauchtum und Stadtgeschichte
"Bewahren und Neues wagen" wählte Sigrid Verleysdonk-Simons als überschrift für ihren Beitrag in der Jubiläumsfestschrift,
in dem sie die Entwicklung des Mönchengladbacher Erzählcafés von 1997 bis 2007 beleuchtet. "Bewahren und Neues wagen"
bezieht sich einerseits auf die allgemeine Konzeption und Gestaltung der Erzählcafés wie auch auf ihre konkreten Themen.
Ein besonderes Anliegen war von Beginn an das Bewahren der Mundart. "Dat woar wi vröher. Dat woar wi te Heem!", hört man
regelmäßig nach Erzählcafés mit diesem Themenschwerpunkt. "Mundart ist ein Stück Heimat. Mundart ist der Ausdruck von
Menschen, denen man von Kindheit an begegnet ist", bringt es Rudolf Schreur von der Mundart-Autorengruppe "de Vröngde"
auf den Punkt. Bei Erzählcafés unter seiner Mitwirkung sind stets alle Plätze besetzt, vielleicht auch deshalb, weil viel
gelacht wird an diesen Nachmittagen. So auch im Senatssaal der Hochschule. Diejenigen, die den Mundart-Geschichten von
Rudolf Schreur inhaltlich nicht folgen konnten, spürten jedoch umso deutlicher die Begeisterung der "Kundigen" und freuten
sich mit ihnen über ihren Spaß an den Beiträgen.
Bewahrung von Tradition und ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl verbindet sich darüber hinaus mit den Themen
"Brauchtum" und "Mönchengladbacher Stadtgeschichte". Sie können bei Zeitzeugen Bilder aus vergangenen Zeiten und damit
verknüpfte Gefühle wieder aufleben lassen und finden auch bei jüngeren Zuhörern großen Zuspruch. Einer der Experten für
den Lauf der Zeit in Mönchengladbach ist Dr. Wolfgang Löhr, der viele Jahre das Stadtarchiv leitete und für seine freie
und sehr lebhafte Vortragsweise bekannt ist. Ob Mittelalter oder Franzosenzeit, er kreiert mit Worten die entsprechende
Kulisse, so dass seine Episoden auch für geschichtlich weniger bewanderte Zuhörer spannend und unterhaltsam sind.
Neue Plattform für noch mehr "Weiter so!"
So haben langjährige Besucher sicherlich ihre persönlichen Themen-Highlights, die sie nicht verpassen wollen.
Sie sind künftig nicht mehr auf schriftliche Informationen angewiesen. Denn zum Bereich "Neues wagen" gehört auch
die erste eigene Homepage, die ihr kreativer Kopf Albert Verleysdonk über einen Beamer großformatig präsentierte.
Unter www.erzaehlcafe.de finden Interessierte fortan nicht nur das aktuelle Programm, sondern viele weitere Informationen
zum Verein, seinen Motiven, Zielen und Wünschen.
Apropos Wünsche: Der Einladung zur Jubiläumsveranstaltung lag ein Antwortbogen bei, auf dem die Gäste ihre Wünsche für die
Zukunft vermerken konnten: Neben exotischen Senioren, Abenteurern, Musikern, Dichtern, Sängern, die aus ihrem Leben
erzählen, wünschten sie sich weiterhin Geschichten aus der Heimat und aktuelle Themen. "Ich hoffe, Sie finden es nicht
überheblich, wenn ich daraus deutlich vernehme: Weiter so!", freute sich Sigrid Verleysdonk-Simons, "Eine bessere
Rückmeldung hätte es für uns nicht geben können."
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